Wir lachen, wir weinen und manchmal sind wir vielleicht ängstlich oder sogar verzweifelt. Gefühle sind ein Teil unseres Lebens und ein ganz besonderes Geschenk, denn sie helfen uns dabei, das Leben mit all seinen Facetten zu spüren.
Herzlich Willkommen, in der bunten Welt der Gefühle. Als Erwachsene haben wir schon jahrelange Erfahrung darin, wie es sich anfühlt glücklich, traurig oder überrascht zu sein. Kinder lernen all diese Gefühle erst nach und nach kennen. Und genau bei diesem Kennenlernen, brauchen Kinder unsere Begleitung, um zu verstehen, was da gerade eigentlich passiert. Denn das Erleben von Gefühlen, ist oft sehr schön, kann aber für Kinder auch sehr herausfordernd sein und ehrlich gesagt, für uns Erwachsene auch.
Hallo Gefühle
Wenn wir uns ausgeglichen, ruhig und entspannt fühlen, dann geht es uns gut. Wir sind glücklich, zufrieden und fühlen uns rund um wohl. Aber dann gibt es auch die Momente, in der diese Balance scheinbar aus dem Gleichgewicht gerät. So ist das Leben. Mal ist der Weg ebenerdig und mal liegen einige Stolpersteine auf dem Boden, über die wir hinweg springen dürfen. Der Sprung hilft uns zu wachsen und neue Erfahrungen zu sammeln. Aber oft zeigen sich in solchem Momenten Gefühle, die uns traurig, wütend oder verzweifeln lassen. Diese Gefühle sind genauso wie Glück und Freude, ein Teil von uns.
Wenn du einmal intensiv in dich hinein spürst, wirst du merken, dass hinter jedem dieser Stolperstein-Gefühle, immer ein Bedürfnis steht. So ist es auch bei Kindern. Um welches Bedürfnis es sich handelt, kann ganz vielfältig sein. Es kann der Wunsch nach Nähe oder Aufmerksamkeit sein, vielleicht aber auch nach Unterstützung, Struktur oder Verständnis. Vielleicht ist es aber auch etwas ganz anderes. Wichtig ist allerdings zu verstehen und anzunehmen, dass es ok ist, das sich diese Gefühle zeigen.
Kinder die gerade erst lernen, was Gefühle eigentlich sind, fühlen sich manchmal ganz schön überrumpelt von den ganzen Emotionen, die sie spüren. Vor allem für Kleinkinder, denen noch die Sprache fehlt, ist es schwierig, wenn plötzlich Wut aufkommt, sie diese aber noch nicht einordnen und benennen können. Es kann sehr frustrierend sein, wenn man etwas mitteilen möchte, aber einfach noch die Worte dafür fehlen.
Auch wenn Kinder älter werden – vor allem in der Pubertät – durchschreiten sie oft weiter den Gefühlsdschungel, auf der Suche nach Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit. Ein Gefühl, dass sicher auch den meisten Erwachsenen vertraut ist.
Spüre die Gefühle
Wir können unsere Gefühle im Körper spüren. Ein schneller Herzschlag, verschwitzte Hände oder ein Kribbeln im Bauch, machen unsere Emotionen spürbar. Kinder reagieren auf solche Empfindungen, zumeist noch wesentlich feinfühliger, als wir Erwachsene. So können beispielsweise Bauchschmerzen bei Kindern, auch ein Zeichen für Traurigkeit oder Ängste sein.
Kinder sind in ihrem Handeln, zudem noch ganz frei und offen. Gesellschaftliche Normen, wie das man sich im Supermarkt nicht auf den Boden werfen soll, sind ihnen noch nicht vertraut. Das bedeutet, dein Kind zeigt dir ganz ungefiltert, was es gerade in diesem Moment fühlt.
Benenne das Gefühl
Doch was mache ich als Kind jetzt mit der Wut, der Freude oder der Angst? Besonders sehr junge Kinder steigern sich schnell in ihre Emotion hinein und schaffen es oft noch nicht selbständig, aus diesem Gefühl wieder herauszufinden. An dieser Stelle, bist du für dein Kind ein wichtiger Halt, damit Kinder lernen können, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und kennenzulernen.
Du kennst vielleicht den Moment, in dem dein Kind anfängt zu weinen oder plötzlich Angst hat. Man könnte sagen, dass Kind redet in diesem Moment mit uns. Es will uns etwas sagen. Es teilt uns mit, dass es ein Bedürfnis hat, dass gerade nicht erfüllt ist.
Ich weiß, manchmal ist an dieser Stelle der Punkt, an dem man gerne weg rennen würde, weil man sich ärgert oder hilflos fühlt. Atme in solchen Momenten einmal ganz tief durch, um dir selbst einen Moment der Ruhe zu schenken, denn dein Kind braucht dich jetzt. Du bist der Gefühlsbegleiter für dein Kind – du vermittelst dadurch Sicherheit, Nähe und Halt.
Wenn es dir gelingt, in solchen Momenten ruhig zu sein, dann wird sich diese Ruhe auch auf dein Kind übertragen. Gebe deinem Kind die Zeit, die es braucht und bleibe an seiner Seite.
Du zeigst deinem Kind dadurch „Ich bin für dich da.“
Es geht zunächst darum, dass Gefühl anzunehmen. Als stiller Beobachter, ohne zu bewerten.
Wenn du mit deinem Kind zusammen bist, dann beschreibe ganz wertfrei, was du siehst und wahrnimmst:
„Ich sehe, du liegst auf dem Boden und schreist sehr stark. Ich denke, du bist wütend.“
„Du lachst.“ oder „Du weinst – kann es sein, dass du gerade sehr traurig bist?“
Sprache hilft Kindern dabei, den Emotionen ein Wort zu geben:
Das ist also Wut, das ist Freude und das ist Angst.
Als Erwachsener ist es eventuell ungewohnt in dieser Form zu sprechen. Kindern hilft es aber sehr, wenn klar benannt wird, was gerade passiert. Es hilft ihnen dabei zu verstehen, was Gefühle sind und wie sie sich äußern.
Wie kann ich Dir helfen?
Bleibe im Gespräch und frage: „Was brauchst du, damit es dir besser geht?
Jetzt fragst du dich beim Lesen vielleicht, ob das bedeutet, dass jedes Bedürfnis von einem Kind immer erfüllt werden sollte. Genauso wie Gefühle, gehören Bedürfnisse zu unserem Leben dazu. Manche Bedürfnisse können wir erfüllen, manche gerade leider nicht. Das ist ok. Wichtig ist aber, dass wir Kindern erklären, aus welchem Grund, etwas gerade nicht möglich ist.
Denn wie beschrieben, lösen Bedürfnisse Gefühle aus. Wenn wir Kindern eine Situation erklären, fühlen sie sich ernst genommen und respektiert.
Bleibe im Gespräch und frage dein Kind nach eigenen Ideen:
„Ich verstehe deinen Wunsch, aber leider geht es derzeit nicht, weil…..hast du eine Idee, wie wir das lösen können?“
Gefühle machen stark
Gefühle zu begleiten, kann für uns Erwachsene eine durchaus emotionale Angelegenheit sein. Nichtsdestotrotz, ist es wichtig, dass Kinder ihre Gefühle zeigen dürfen. Das Erleben von eigenen Gefühlen ist von großer Bedeutung für die Selbstwahrnehmung. Dein Kind lernt sich in diesen Moment, als eigenständigen Mensch kennen. Das Bewusstsein für sich selbst wird Schritt für Schritt gestärkt – das sogenannte Selbstbewusstsein entsteht. Eigene Gefühle zu kennen und anzunehmen, lässt uns wachsen.
Wenn dein Kind merkt, dass es mit all seinen Emotionen angenommen und gesehen wird, dann öffnet das die Tür, über all diese Gefühle sprechen zu können.
Gefühle sind nichts schlechtes, ganz im Gegenteil. Sie erzählen uns etwas über uns selbst und unsere Situation. Wir dürfen ihnen zuhören und Kinder auf ihrem Weg begleiten, damit sie in späteren Jahren, auch ein guter Zuhörer, für ihre eigenen Gefühle werden.
„Man darf nicht verlernen, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen.“
(Henry Matisse)
Wie gehst du mit den Gefühlen deines Kindes um? Schreibe es gerne in die Kommentare, um auch andere Eltern zu inspierien und zu unterstützen.
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