Kinder zeigen uns zumeist sehr deutlich, wenn ihnen etwas zu viel ist. Sie beginnen zu weinen, werfen sich auf den Boden oder ziehen sich zurück.
Auch Kinder sind zunehmend Stress ausgesetzt und fühlen sich im Alltag schnell überfordert. Sie reagieren zumeist sehr sensibel auf Stressfaktoren wie Hektik, Reize und Druck. Mit kleinen Veränderungen im Alltag lassen sich jedoch die meisten Stressfaktoren reduzieren.
1. Keine Zeit
Unser Tag verläuft oft nach dem Motto: Desto schneller, desto besser. Wir hetzen am Morgen zur Arbeit, eilen Richtung Kindergarten und erledigen nebenbei noch flott unsere täglichen Aufgaben. Unser Kalender ist voll. Es ist zu beobachten, dass auch Kinder zunehmend unter „Freizeitstress“ und einem stark verplanten Tag leiden.
Klavierunterricht, Fußball, Karate, Kinderturnen, der Besuch bei den Großeltern oder ein Kindergeburtstag. All diese Aktivitäten machen Kindern zumeist viel Freude.
Jedoch kommen Kinder „oft nicht mehr mit“, wenn sich Situationen stetig und im schnellen Tempo verändern. Wenn zu viel Hektik und Reize auf das Kind einströmen, wird das gut gemeinte Freizeitprogramm schnell zu einem Stressfaktor.
Kinder brauchen Pausen, um ihre Erlebnisse verarbeiten zu können, damit aus Spaß kein Stress wird.
Entwicklung entsteht durch Ausprobieren
Neben ausreichenden Ruhephasen brauchen Kinder auch Zeit, um sich entwickeln und ausprobieren zu können.
Kinder lernen gerade erst, wie „etwas“ funktioniert. So kann es auch mal zehn Minuten dauern, bis ein Fuß den Weg in den Schuh gefunden hat. Das, was uns als Erwachsener „selbstverständlich“ erscheint, ist für Kinder eine neue Erfahrung. Es sind wichtige Entwicklungsaufgaben, die Kinder in diesen Momenten meistern. Dafür brauchen sie Zeit und unsere Begleitung. So ist beispielsweise das Anziehen von einem Schuh eine hochkomplexe Angelegenheit, die die gesamte Aufmerksamkeit des Kindes erfordert:
Um einen Schuh anziehen zu können, bedarf es einer guten Augen-Hand-Fuß Koordination, Fein- und Grobmotorischer Fähigkeiten, einer Menge Geduld, Ausdauer, Frustrationstoleranz und einer Wahrnehmung für den eigenen Körper.
Du siehst also, Kinder brauchen Zeit, um lernen zu können. Dabei ist es egal, ob es darum geht, einen Schuh anzuziehen, die Hausaufgaben zu erledigen oder die Zähne zu putzen. Gestehen wir Kindern diese Zeit nicht zu, wird sie das unter Druck setzen.
Kinder handeln im eigenem Tempo. Sie nehmen sich die Zeit, die sie brauchen, um eine Aufgabe zu bewältigen. Solche Situationen auszuhalten, kann für uns Erwachsene sehr herausfordernd sein und uns an die Grenze unserer Gelassenheit treiben.
In diesen Augenblicken hilft es als Erwachsener, die Perspektive zu wechseln.
Wie fühlst du dich, wenn du eine Aufgabe lösen möchtest, dir aber nicht ausreichend Zeit zur Verfügung steht?

2. Zu viele Reize
Wir leben in einer Welt, in der wir von Reizen umgeben sind. Egal ob zu Hause, im Supermarkt, der Kita oder Straßenbahn. Die Werbetafeln blinken, das Smartphone klingelt, der Fernseher läuft, die Kindergruppe ist laut….
Auch wir Erwachsene spüren diese Reizüberflutung. Kinder nehmen Reize allerdings noch intensiver wahr als Erwachsene, da sich ihr Gehirn noch in der Entwicklung befindet. Aus diesem Grund fällt es Kindern oft schwer, Reize zu verstehen und zu verarbeiten. Hinzu kommt, dass Kinder bislang nur wenige Erfahrungen sammeln konnten, wie sie am Besten mit Alltagsreizen umgehen können.
Fühlen Kinder sich reizüberflutet, reagieren sie oft mit Überdrehtheit, Aggressivität oder Rückzug. Ob ein Kind sich von Reizen überfordert fühlt, hängt neben der Wahrnehmung der Persönlichkeit auch davon ab, ob ein Kind regelmäßige Pausen erlebt.
Plane im Alltag Moment der Ruhe ein, in denen dein Kind neue Kraft tanken und die Sinne sich wieder entspannen können. Dies kann zu Hause, in der Natur oder bei einem gemeinsamen Spaziergang sein.
3. Bedürfnisse werden übersehen
Jeder Mensch hat ab seiner Geburt Bedürfnisse. Diese können sehr unterschiedlich sein. So gibt es etwa das Bedürfnis nach Nähe, Aufmerksamkeit, Bewegung, Zuwendung, Essen oder Ruhe. Erlebst du mit deinem Kind einen Konflikt, ist entweder auf deiner Seite bei deinem Kind oder bei euch beiden ein Bedürfnis nicht erfüllt. Erkennen wir das Bedürfnis vom Kind nicht, fühlt das Kind sich missverstanden und in seinen Bedürfnissen nicht wahrgenommen.
Es ist jedoch durchaus schwierig, die Bedürfnisse eines Kindes richtig zu deuten oder zu erkennen. Vor allem, wenn Kinder erst Sprechen lernen und uns ihre Empfindungen nur mit ihrem Verhalten, der Gestik und Mimik zeigen können.
Nehme dir die Zeit, um dich auf die Welt deines Kindes einzulassen. Beobachte und begleite dein Kind auf seinem Weg. Stehe ihm als Ansprechpartner, Tröster und Mut-Macher zur Seite. Versuche, dich in dein Kind hinein zu versetzen und stelle die Zauberfrage:
„Was brauchst du?“
An dieser Stelle können wir Kindern durchaus etwas zutrauen. Schon sehr junge Kinder können auch ohne Worte bereits gut zeigen, was ihnen wichtig ist.
Sei auf Augenhöhe mit deinem Kind und nehme es in seinen Bedürfnissen ernst. Erkläre deinem Kind Situationen, die euch im Alltag begegnen, und bleibe dadurch mit deinem Kind in Verbindung. Ein sehr wertvolles Tool ist hierbei die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg.
Klicke hier, um in einem Video mehr über diese spannende Gesprächstechnik zu erfahren und wie sie dich dabei unterstützen kann, die Bedürfnisse deines Kindes erkennen zu können.

In welchen Situationen erlebst du dein Kind als gestresst? Wie löst du diese Situationen?
Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren, um andere Menschen zu inspirieren und zu unterstützen.
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