Es gibt verschiedene Entspannungstechniken, die sowohl Erwachsenen als auch Kindern helfen, zur Ruhe zu finden. Eine davon ist die Progressive Muskelentspannung.
Die Progressive Muskelentspannung – kurz PME – geht zurück auf den Arzt Dr. Edmund Jacobsen (1885 – 1976).
Er entdeckte in zahlreichen Studien, dass Muskulatur sich verkrampft, wenn Menschen Stress oder Angst erleben. Gleichzeitig konnte er nachweisen, dass entspannte Muskeln sich positiv auf das Körpergefühl und seelische Wohlbefinden auswirken.
Die Erkenntnisse von Dr. Jacobsen liegen nun fast einhundert Jahre zurück, sind aber aktueller als je zuvor. Denn Hektik und Stress sind oft ein konstanter Begleiter in unserem Leben. Reize, Termindruck und Überforderung führen dazu, dass sich unsere Muskeln anspannen und verhärten. Beeindruckend, wenn man bedenkt, dass der menschliche Körper über 650 Muskeln hat.
Verhärtete Muskulatur
Ich vermute, die meisten von uns kennen das Gefühl, wenn die Muskulatur sich verhärtet. Spätestens wenn der Nacken sich versteift und Kopfschmerzen sich bemerkbar machen, fällt uns auf, dass wir uns nicht gut fühlen. Im Alltag fehlt uns jedoch oft das Bewusstsein dafür, dass unser Körper sich verspannt. Wie wäre es, diesem Vorgang einen Schritt voraus zu sein und die Anspannung zu erkennen, bevor sie sich körperlich bemerkbar macht?
Wir runzeln die Stirn, pressen den Kiefer zusammen oder spannen das Gesäß an, wenn wir unter Druck stehen. Desto länger wir unter dieser „inneren Anspannung“ stehen, umso mehr verkürzt die Muskulatur und verhärtet sich schmerzhaft.
Durch das Üben der Progressiven Muskelentspannung verstärkst du die Wahrnehmung für deinen Körper. Das bedeutet, du wirst im Laufe der Zeit spüren, wann sich die Muskeln anspannen, bevor sie sich schmerzhaft durch Kopfschmerzen, Nackensteifheit oder Rückenschmerzen zeigen.
Was ist Progressive Muskelentspannung?
Es ist ganz natürlich, dass Muskeln sich immer wieder an- und entspannen. Bleibt der Stress jedoch erhalten, geht der wohltuende Gegenpol der Entspannung verloren.
Bei der Progressiven Muskelentspannung wird die Muskulatur zunächst bewusst angespannt und nach kurzer Haltezeit wieder locker gelassen. Das klingt im ersten Augenblick vielleicht etwas widersprüchlich. Warum sollte die verhärtete Muskulatur nochmals angespannt werden?
Durch die bewusste Anspannung wird die Aufmerksamkeit auf eine Muskelgruppe gelenkt. Wir spüren dadurch, an welcher Stelle im Körper die Anspannung sitzt. Durch die Übung wird der Muskel aktiviert und besser durchblutet. Durch das bewusste lösen der Anspannung entsteht Entspannung. Die Muskulatur kann sich wieder lockern. Ein sanftes Nachspüren ermöglicht, den Unterschied zwischen dem Zustand der „An – und Entspannung“ besser wahrzunehmen.

Körperwahrnehmung für Kinder
Genauso wie Erwachsene erleben auch Kinder im Alltag oft zahlreiche Stressfaktoren, die sich in Ängsten körperlichen Symptomen, Aggressivität oder Schlafstörungen zeigen können. Die Progressive Muskelentspannung ist ein wunderbares Mittel, damit Kinder den aufgestauten Druck wieder abbauen können.
Bei der Progressiven Muskelentspannung mit Kindern geht es vorrangig um das spielerische Kennenlernen, Erleben und Wahrnehmen des eigenen Körpers. Wenn Kinder ein Bewusstsein für ihren Körper entwickeln, können sie belastende Situation besser erkennen und wahrnehmen. Die Signale des Körpers deuten zu können, gehört zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen gegen Stress.
Kinder lernen ihren Körper gerade erst kennen, von daher ist es von großer Bedeutung, die Progressive Muskelentspannung sprachlich zu begleiten:
- Wo kannst du an deinem Arm Muskeln entdecken?
- Kannst du einen Unterschied spüren, wenn du deine Hand zur Faust ballst?
- Wo kannst du im Körper spüren, wenn du dich ärgerst?
Im Gegensatz zur Progressiven Muskelentspannung bei Erwachsenen werden die Übungen bei Kindern kürzer gehalten und orientieren sich an den folgenden acht Muskelgruppen:
1. Muskelgruppe rechter Arm
2. Muskelgruppe linker Arm
3. Muskelgruppe Gesicht
4. Muskelgruppe Nacken, Schultern, Hals
5. Muskelgruppe Brust, Schulter und oberer Rücken.
6. Muskelgruppe Bauch
7. Muskelgruppe rechtes Bein
8. Muskelgruppe linkes Bein
Umsetzung mit Kindern
Taste dich mit deinem Kind langsam an die Progressive Muskelentspannung heran und übe zunächst einzelne Muskelgruppen. Die Übungen werden zumeist in Geschichten eingebaut, die die Kinder animieren, die Muskeln anzuspannen und anschließend wieder zu lösen. Die Entspannung soll den Kindern in erster Linie Spaß machen und sie Schritt für Schritt darin unterstützen, ihren Körper kennenzulernen.

Durch das Erleben des eigenen Körpers können Kinder den Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung spüren. Ein gutes Körperbewusstsein hilft Kindern dabei zu erkennen, wenn sie Situationen belasten. In diesen Momenten kann die Progressive Muskelentspannung ein wertvolles Tool zum Stressabbau sein.
Progressive Muskelentspannung bedeutet für Kinder, dass sie selbst spüren und Druck abbauen zu können. Probiere es mit deinem Kind aus und erlebe, wie entspannend es sein kann, die Muskeln anzuspannen.
Hast du schon Erfahrungen mit der Progressiven Muskelentspannung gesammelt? Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren, um andere Eltern Impulse zu geben.
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Ich habe sowohl in PMR als auch im Autogenen Training den Kursleiter gemacht.
Eine mega geniale Erfahrung